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Foto: Breeze by Lebua
Foto: Breeze by Lebua

Farce unter dem Frankfurter Hof

Die rätselhafte Rückkehr des Breeze

Das Breeze by Lebua war 2016 die Neueröffnung des Jahres. Letztes Jahr schloss das Restaurant von einem auf den anderen Tag – jetzt scheint ein neues Team wieder bei Null zu beginnen.
Das Breeze by lebua in Bangkok soll eines der besten Restaurants Asiens sein. Entsprechend groß war 2016 die Aufregung, als bekannt wurde, dass der europäische Ableger der thailändischen Edelmarke in Frankfurt eröffnen wird. Erstmal schien alles gut zu gehen: In der schwierigen Raumsituation unter dem Frankfurter Hof schuf der Architekt eine exotische Atmosphäre zum perfekten Abtauchen vom Alltagsstress, hinzu kam asiatische Fusion-Küche, die sich zwar nicht mit dem damaligen Platzhirsch Sra Bua messen konnte, aber starke Akzente in der Stadt setzte.

Umso größer war die Überraschung, als dieses Restaurant im Frühsommer 2017 ohne Vorwarnung die Pforten schloss. Weshalb? Das wollte niemand verraten: Das Hotel Frankfurter Hof wollte als Vermieter nicht kommentieren, unter den deutschen Telefonnummern und Mailadressen war niemand zu erreichen und wer sich bis zur Zentrale in Bangkok durchtelefonierte, wurde mit nichtssagenden Ausreden vertröstet. Bald machte das Gerücht von der Insolvenz die Runde, dann gingen die Pforten zum Jahreswechsel plötzlich wieder auf. Einfach so. Und auch hierzu möchte niemand erzählen, wie es eigentlich dazu kam.

Man betritt das Restaurant weiterhin über einen Steg, wo früher zu beiden Seiten munter das Wasser plätscherte, blicken wir nun allerdings auf trockene Fliesen. Am Eingang werden wir freundlich begrüßt, bekommen die Jacken abgenommen und werden zur Bar geführt. Die Begrüßung war die letzte Konversation auf Deutsch, das restliche Personal spricht nur Englisch. Das klappt bei den beiden Barkeepern gut, die kommen nämlich aus England und bereiten zwei starke Drinks zum Einstieg. Breeze Spritz (12 €) ist der asiatische Bruder des Aperol Spritz mit Sake und Wasabi, ein kleines Highlight ist hier das Nori-Blatt am Glasrand. Die Nase denkt an Sushi, der Gaumen ist geschmeichelt und alle freuen sich gemeinsam auf asiatische Köstlichkeiten. Auch der alkoholfreie Cocktail Never Mind mit Apfel, Cranberry und Ananas hat dank Mandel und Ingwer ein angenehm herbes Aroma.

Die Englischkenntnisse der Kellner am Tisch sind leider etwas begrenzter, aber nachdem alles von beiden Seiten mehrmals gesagt ist, entsteht Verständnis. Anscheinend gab es Probleme mit dem alten gastronomischen Konzept, denn anstelle nobler Mehrgangmenüs zu gehobenen Preisen gibt es nun eine eher einfache Karte: Zwei Vorspeisen, zwei Nudelschalen, vier Hauptgerichte, das war es schon und kein Gericht ist teurer als zwanzig Euro. Wo vorher Wagyu und Foie Gras serviert wurden gibt es nun einfache Gerichte mit Huhn, Ente und Rind. Eine Zutat hat allerdings überlebt: Das ehemalige Signature Dish, die Garnele in Wasabi-Marinade, gibt es nun als Vorspeise für 11 Euro.

Die Qualität der uns servierten Produkte ist eher schlicht: Die Wok-Fried Prawns (20 €) machen keinen sonderlich frischen Eindruck, das knusprige Hühnchen (15 €) erinnert in Geschmack und Konsistenz an Formfleisch und liegt auf rohen Kohlblättern, die geschmacklich überhaupt nicht ins Gewicht fallen. Wir erleben bei allen Gängen hauptsächlich zwei Zubereitungstechniken: Sehr hart frittieren oder roh servieren. Die Aromen der einzelnen Komponenten sind schwach und werden unter zu kräftigen Saucen vergraben, die man geschmacklich abgesehen von der Wasabi-Marinade so auch aus einfachen Asia-Imbissen kennt.

Als Dessert gibt es Eiscreme (3 €). Die stand zwar nicht auf der Karte, kommt dafür nach Aussage unseres Kellners jedoch „aus der Zentrale in China.“ Wir dachten, die Zentrale sei in Bangkok. Das auffälligste an den Eiskugeln sind die gefrorenen Wasserkristalle darauf, ansonsten schmecken wir schlichtes Macha- und Vanille-Eis: Nicht sensationell, für den Preis aber absolut in Ordnung und mit roter Bohnenpaste nett präsentiert.

Mit der einstigen Pracht des Fine-Dining-Asian-Fusion-Konzeptes hat das alles nicht mehr viel gemein. Das Angebot solle noch deutlich ausgeweitet werden, erklärt uns der Kellner zum Abschluss. Das ist zu hoffen. Nach Karl Marx soll sich jedes weltgeschichtliche Ereignis zweimal ereignen: Erst als Tragödie, dann als Farce. So geschah es nun auch mit dem Breeze. Das mysteriöse Verschwinden des Fusion-Restaurants war eine Tragödie – die Auferstehung als Asia-Imbiss in Verkleidung eines Nobelrestaurants ist zumindest in kulinarischer Hinsicht eine Farce.
 
15. Januar 2018, 14.30 Uhr
Theo Blumen
 
 
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