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Der Restauranttest der Woche

Naná

Im Humperdinck-Haus ist mit dem Naná modern interpretierte sizilianische Küche auf hohem Niveau eingezogen. Dazu gibt es ausgezeichnetem Service und stimmiges Casual-Fine-Dining-Ambiente.
Die Adresse, Grüneburgweg 95, ist keine unbekannte. Abgesehen davon, dass hier einst Struwwelpeter-Schöpfer Heinrich Hoffmann und Komponist Engelbert Humperdinck wohnten, ist das stattliche Eckhaus mit alldem Prunk, der zu einem Westend-Stilaltbau gehört, seit den 1980er Jahren als Adresse für gehobene Gastronomie bekannt, unter Alfred Friedrich (2023†) in den 1990er sogar auf Sterneniveau. Nach teuren Steakhäusern, verrückten Seafood Restaurants und langem Leerstand im Fahrwasser der Corona-Pandemie übernahm zuletzt Christian Senff mit dem Aureus die Räume, inklusive aufwendiger Renovierung, um nur wenige Monate nach der Eröffnung wieder zu schließen. Davon profitieren die Betreiber des vor Kurzem eröffneten Naná.

Die edle und doch farbenfrohe Gestaltung der Räumlichkeiten wurde weitestgehend vom Vormieter übernommen und passt perfekt zum neuen Casual-Fine-Dining-Konzept, mit dem die Betreiber William Vitale und Andrea Milicia sowie Küchenchef Salvo Maggiore diesem altehrwürdigen Ort standesgemäß neues Leben einhauchen. Während Vitale im Service ganze Arbeit leistet und sachkundig zur gut bestückten, nach Regionen und Kellereien sortierte Weinkarte mit ausschließlich italienischen Weinen berät, setzt Maggiore, der nach verschiedenen Stationen unter anderem in der sizilianischen Sternegastronomie, zuletzt als Chef de Partie für die Vorspeisen im mit einem Michelin-Stern ausgezeichneten Ristorante Coria in Catania, zuständig war, auf modern interpretierte sizilianische Klassiker, die à la carte oder als Tasting-Sharing-Menü (ab zwei Personen) bestellt werden können.

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Wir halten es à la carte und starten nach hausgebackenem Brot und Focaccia zu luftiger Tomatenbutter mit zwei sizilianischen Klassikern: Parmigiana und Caponata. Präsentiert sich die Parmigiana noch fast klassisch als aromatisch feinjustierter und optisch herausragender, geschichteter Turm von zart frittierten Auberginenscheiben, einer Art Auberginenragout, fruchtigem Tomaten Sugo, kräftigem Kräuteröl und feiner Büffelmozzarella-Creme, sprengt die Caponata jede Erwartungshaltung. Fast dekonstruiert serviert Maggiore den gewöhnlich ragouartig aus Auberginen, Tomaten, Stangensellerie, teils anderem Gemüse und Pinienkernen zubereiteten Klassiker als formschöne Komposition aus zu spiralen geschnittenen gepickelten Karotten, Roter Bete und Sellerie auf einem feinen Gemüse-Ragout nebst Pinienkern-Creme, Kräuteröl und Modica-Schokoladen-Späne on top. Wow!

Ein weiteres Highlight biete die Spaghettone mit Bottarga-Butter, fermentierten Zitronen und Queller. Die Kombination aus erdig-fischigem Umami, zitrischen Aromen und knackiger Meeresfrische des Seegemüses ist das Beste, was wir bisher in Sachen Bottarga in Frankfurt probieren durften. Die Hauptgänge, perfekt auf dem Yakitori-Grill auf der Hautseite knusprig und ansonsten saftig glasig gegrillte Seewolf nebst aromatisch tiefem Fischsud und zweierlei vom Mangold sowie das nicht minder perfekt rosa gebratene Lammfilet auf Sesam-Knoblauch-Sauce mit dichter Sauce (klassisch ohne Sättigungsbeilage), stehen dem in nichts nach.

Einzig beim Dessert kann Maggiores Tiramisu-Interpretation mangels zu hartem Biskuit-Crumble und fehlendem Kakao – Amaretto ließ sich auch nicht erschmecken – nicht überzeugen, während der Ziegenkäse-Kuchen zu sizilianischem Zitronenkompott fortan als unsere Benchmark in puncto Käsekuchen gilt. Bleibt nur zu hoffen, dass das Frankfurter Publikum bereit ist, den Preis für eine derart gute Küche und den passenden Service zu zahlen. Wir sagen, es lohnt sich.

Info
Naná, Westend, Grüneburgweg 95, Tel. 069/71436348, Mo 18:30-22:30, Di-Fr 12-14:30 und 18:30-22:30, Sa 18-23, So Ruhetag
 
30. September 2024, 10.39 Uhr
Penelope Richter
 
Penelope Richter
In Sachen Genuss und Kulinarik unterwegs. Kurz-Bio folgt. – Mehr von Penelope Richter >>
 
 
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