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Foto: © Else Müller
Foto: © Else Müller

Der Restauranttest der Woche

Ciccione

Feinste Pizza a taglio statt Herrngedeck. Nach langem Umbau hat in der ehemaligen Terminusklause im Bahnhofsviertel mit der Pizzeria Ciccione eine außergewöhnliches Gastronomie-Konzept eröffnet.
In puncto Pizza hat Frankfurt einiges zu bieten. Dabei hat sich das Pizza-Image in den vergangenen Jahren mit modernen Pizzerien wie Montana, Super Bros und zuletzt Electric Pizzaland vom günstigen Evergreen zum szenigen Qualitätsprodukt gewandelt. Statt Pizza im klassischen Romana-Stil mit altbewährten Belägen setzt die neue Generation auf Pizzen im trendigen Napoletana-Stil mit hochwertig bis innovativen Toppings. Wer glaubt, damit sei das Potential der italienischen Teigfladen ausgeschöpft, wird in der neu eröffneten Pizzeria Ciccione in den ehemaligen Räumlichkeiten der Terminusklause eines Besseren belehrt. Die Betreiber, die auch für das auf der anderen Straßenseite gelegene Yaldy verantwortlich zeichnen, haben in gewohnt stilsicherer Manier einen bislang stiefmütterlich behandelten Klassiker der römischen Küche ausgegraben: Pizza al taglio. „Al taglio“ bedeutet so viel wie geschnitten oder am Stück. Das hat damit zu tun, dass es hier keine im Ganzen servierten runden Pizzen gibt. Stattdessen werden die Pizzen auf großen rechteckigen Blechen vorgebacken und belegt, um dann stückweise bestellt, heißgeschoben und final garniert zu werden. Das gesamte Angebot liegt in schicken Glasvitrinen auf der großen Theke im aufwendig umgestalteten Gastraum zur Auswahl bereit. Auf der Karte stehen sechs Varianten und gelegentliche Specials wie beispielsweise einer sommerlichen Version mit zartem Pulpo, gepickelten Zwiebeln und Zitrone. Neben Klassikern wie Margarita mit Büffelmozzarella oder zwei Varianten mit hochwertiger Rindersalami (pikant oder nicht pikant) gibt es Melanzane mit zart schmelzender Aubergine, Pecorino und zitronig frischer Salsa verde oder eine Bianca mit herzhaften Sardellen, knackigen Pfifferlingen, fruchtigen Kirschtomaten, Gremolata und frischem Oregano. Deutlicher Wehrmutstropfen ist die vegane Variante mit Wildbrokkoli, Chili-Crunch und Zitronenöl, die zwar erfrischend, aber durch die sehr präsente, den Brokkoli geschmacklich annullierende Schärfe nicht mit der ausbalancierten Aromatik der anderen Varianten mithalten kann. Unser Highlight ist die Ripiena. Ursprünglich eine Art gefülltes Pizzasandwich, kommt sie hier als perfektes Pizzabrot getoppt mit feiner Rindermortadella, Mozzarella und Pistazien-Olivenöl mit kernigen Pistazienstücken auf den Teller. Das Wichtigste zum Schluss: Durch eine Teigführung von bis zu 96 Stunden wird der Boden innen unverschämt luftig und zugleich himmlisch kross auf der Unterseite, sodass die Stücke trotz üppigem Belag standhaft und würdevoll zu essen sind. Veredelt wird das Ganze von einer umfassenden, gekonnt kuratierten Wein- und Getränkekarte, bestens informiertem Service und einem modern-schlichtem Ambiente, dem es allerhöchstens noch an gemütlicher Patina mangelt.

Ciccione, italienisch, Bahnhofsviertel, Münchener Straße 41, Mo–Fr 12–14.30 und ab 18 Uhr, Sa ab 17 Uhr, So Ruhetag
 
4. September 2023, 10.10 Uhr
Simon Ruben
 
Simon Ruben
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